Multimodale Rückenschmerztherapie
Chronische Rückenschmerzen erklären sich selten durch eine einzelne Störung der Muskulatur oder der Bandscheibe. Mögliche Einflußfaktoren sind zahlreich und komplex:
- natürlicher Alterungsprozeß
- akute Schädigung
- berufliche Belastung
- allgemeiner Gesundheitszustand
- physische Fitneß
- psychosoziale Faktoren
Wissenschaftler bezeichnen diesen Zusammenhang auch als bio- psycho- soziales Modell.
Der Schmerz hat beim chronischen Rückenschmerz in der Regel seine Alarmfunktion verloren und weist zunehmend psychologische Begleiterscheinungen mit veränderter Schmerzwahrnehmung und Schmerzverarbeitung auf. Wir sprechen dann vom chronifizierten Schmerz.
Neuere Studien zeigen, daß bereits 14 Tage nach Schmerzbeginn das Risiko für eine Chronifizierung signifikant ansteigt.
Soziale Konsequenzen des Rückenschmerzproblems:
- Arbeitsunfähigkeitstage Rang 1
Erwerbsunfähigkeitsrente Rang 1
Reha – Maßnahmen Rang 1
(Raspe 2003) - 20 % aller Krankschreibungen
- 50 % aller Anträge auf Frührente
gehen auf das Konto von Rückenschmerzen.
Der chronifizierte Rückenschmerz führt zur Angst vor Bewegung und Aktivität (Vermeidungsverhalten). Dies bewirkt Muskelabbau, psychische Symptome (Depression) und schwerwiegende beruflichen Probleme. Der Schmerz führt über Fehlhaltung und Abbau der Muskulatur zur weiteren Schmerzverstärkung und damit zu einem regelrechten Teufelskreis.
Die Behandlung des chronischen und chronifizierten Rückenschmerzes ist weit überwiegend nicht – operativ. Multimodal heisst berufs- und funktionsübergreifendes Zusammenwirken von Arzt, Physiotherapeut und von spezialisierten Psychologen. Der Behandlungsschwerpunkt verschiebt sich zur Beseitigung gestörter körperlicher, sozialer und psychischer Störungen. Die Therapie ist „multimodal“:
- Sport-Trainingstherapie
- Ergotherapie
- Physiotherapie
- Psychotherapie
Primäres Ziel: Schnelle Reintegration in den Arbeitsprozeß, in Familie und Freizeit
Ein intensives körperliches Training ist wichtiger Bestandteil der Behandlung chronischer Rückenschmerzen (s. Rumpfmuskeltraining). Dabei ist die Trainingstherapie umso erfolgreicher im Vergleich zu anderen Behandlungsformen, je länger die Schmerzsymptomatik andauert.